Vortrag von Prof. Dr. Patrick Rössler
Datum:
Klare Mitteilungen in der eindringlichsten Form. Neue Typographie am Bauhaus und darüber hinaus.
Di, 8.10.2019, 19 Uhr
Referent: Prof. Dr. Patrick Rössler (Erfurt)
Nach 1919 schlug sich der gesellschaftliche Aufbruch in der Weimarer Republik auch auf dem Gebiet des Grafikdesigns nieder. Die funktionale oder "elementare", kurz: "Neue Typographie" bündelte der Leipziger Schriftkundler Jan Tschichold in einem einflussreichen, ebenfalls in Leipzig erschienenen Sonderheft der Fachzeitschrift "Typographische Mitteilungen". Doch schon bald vermochten die Zeitgenossen darin einen vermeintlichen „Bauhausstil“ zu erkennen: Schließlich prägte die Reklamewerkstatt des Bauhauses mit ihrer Drucksachengestaltung maßgeblich das visuelle Erscheinungsbild ihrer Epoche und beeinflusste die moderne Gebrauchsgrafik weltweit.
Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über die neuen typografischen Tendenzen der 1920er Jahre, die das Bauhaus zu seiner unverwechselbaren Bildsprache verarbeitete, zeigt wichtige Erzeugnisse der hauseigenen Reklamewerkstatt und weist auf deren nationale wie internationale Ausstrahlungswirkungen hin. Dabei spielt auch die typographische Szene in der mitteldeutschen Region zwischen Dessau, Magdeburg, Halle und Leipzig eine zentrale Rolle. Zur Sprache kommen auch gescheiterte Bauhaus-Innovationen, etwa die im Haus entwickelte Schablonenschrift oder die konsequente Kleinschreibung aller Worte.
Patrick Rössler ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt mit Schwerpunkt Empirische Kommunikationsforschung/Methoden. Von 2011 bis 2014 war er Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Er ist Herausgeber der „International Encyclopedia of Media Effects“ (Wiley-Blackwell, 2017) sowie der Buchreihen „Konzepte“ und „Internet Research“ (Nomos Verlag). Außerdem wirkt er als Ausstellungskurator zu medien- und kunsthistorischen Themen mit den Schwerpunkten Bauhaus und Funktionale Typographie. Zu seinen neueren veröffentlichten Publikationen zählen „Filmfieber. Deutsche Filmpublizistik 1917-1937“ (2017), „bauhaus.typografie“ (2018), „Neue Typografien“ (2019), „Jan Tschichold – Ein Jahrhunderttypograf?“ (2019, m. S. Jacobs) und „Bauhausmädels“ (2019). Derzeit ist im Angermuseum Erfurt die von ihm kuratierte Ausstellung "Bildermagazin der Zeit. László Moholy-Nagys und Joost Schmidts verlorenes Bauhausbuch – ein Konstruktionsversuch" zu sehen.
Die Ausstellung ist an diesem Tag bis 19 Uhr geöffnet.
Ab 17 Uhr gilt ein um 50% ermäßigter Eintrittspreis.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei.